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Die Welt neu entstehender Technologien

In diesem Kurs geht es um neu entstehende Technologien. Wir möchten, dass Sie verstehen, was neu entstehende Technologien sind, welche Folgen sie haben und welche Chancen und Herausforderungen sie bieten.

Neu entstehende Technologien (Emerging Technologies) stehen für neue Technologien, aber auch die kontinuierliche Weiterentwicklung bestehender Technologien. Die Bedeutung kann je nach Kontext variieren, z. B. in den Bereichen Medien, Geschäftswelt, Wissenschaft, Umwelt oder Bildung.

Der Begriff bezeichnet für gewöhnlich Technologien, die gerade entwickelt oder weiterentwickelt werden oder innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre verfügbar werden. Die Verwendung beschränkt sich üblicherweise auf Technologien, die bedeutende sozioökonomische Effekte haben oder erwarten lassen. Merkmale neu entstehender Technologien sind:

  • radikale Neuheit

  • relativ schnelles Wachstum

  • Kohärenz (Technologien, die über die Konzeptphase hinaus sind)

  • große Auswirkungen

  • Ungewissheit und Ambiguität

Manche Autoren und Experten betrachten die positiven und negativen Folgen neu entstehender Technologien für die Menschheit sowohl aus objektiver als auch aus subjektiver Sicht. Wenige werden jedoch leugnen, dass intelligente Unternehmen dank neu entstehender Technologien innovative Geschäftsmodelle erfinden. Durch diese neuartigen Werkzeuge entwickeln sich Unternehmen auf eine Art weiter, die nicht nur den Geschäftszielen dienlich ist, sondern auch Bürgerinnen und Bürgern, Gemeinschaften und der Gesellschaft nutzt.

Zudem ist allgemein anerkannt, dass neu entstehende Technologien den Menschen das Leben in vielerlei Hinsicht vereinfachen können. Fortschrittliche Technik kann den Menschen helfen, Aufgaben effizienter zu erledigen, sicherer und gesünder zu leben und die Umwelt besser zu schützen. Nicht alle neu entstehenden Technologien überleben die Test- und Entwicklungsphase. Doch jene, die es schaffen, haben oft revolutionäre Folgen für die Menschen und somit die Welt.

Note

Auf unserer Reise in die Welt neu entstehender Technologien (ETW) werden Sie entdecken, dass manche neu entstehende Technologien nicht wirklich neu sind, sondern schon seit mehreren Jahren existieren. Jedoch haben sie erst jetzt ihre volle Reife erlangt und wurden zu neu entstehenden Technologien aufgrund der Art, wie sie unser Leben verändern. Ein gutes Beispiel ist künstliche Intelligenz: Die theoretischen Grundlagen dafür wurden schon in den 1940ern und 1950ern gelegt, doch erst seit 2010 herrschten die richtigen Bedingungen, um künstliche Intelligenz in den Mittelpunkt von Privat- und Berufsleben zu rücken.

Man könnte über viele neu entstehende Technologien sprechen, aber wir haben drei davon ausgewählt, die besonders relevant und weitverbreitet sind und wahrscheinlich große Auswirkungen auf unser Leben haben werden:

  • Internet der Dinge (Internet of Things, IoT): Wie werden durch das IoT intelligente Häuser, Landwirtschaft, Schulen, Städte und mehr möglich? Und wie können wir das Internet der Dinge im Privat- und Berufsleben nutzen?

  • Robotik und Automatisierung: Roboter sind in der heutigen Welt allgegenwärtig. Aber was sind Roboter? Wie funktionieren sie? Wo kann man sie einsetzen? Sind sie sicher? Und welcher Zusammenhang besteht zwischen Robotik und Automatisierung?

  • Extended Reality: Was sind Augmented Reality, Virtual Reality und Mixed Reality? Wie funktionieren diese Technologien und wie kann man sie jetzt und in Zukunft nutzen?

Die Hauptfolgen neu entstehender Technologien in der Gegenwart

Jeder technologische Fortschritt hat Folgen für unser Leben. Der gegenwärtige digitale Wandel und die vierte industrielle Revolution haben einige der Grundprinzipien, die uns lange leiteten und unser Leben prägten, fundamental verändert. Bis Ende des 20. Jahrhunderts bestand das Leben im Wesentlichen aus drei Phasen: Lernen (Schule), Arbeiten (am Arbeitsplatz, meist ein Job fürs ganze Leben) und Rente.

Das Ende der lebenslangen Jobs revolutioniert die Arbeitswelt (wir sind die letzte Generation, die dieses Konzept noch kennt) und erfordert tiefgreifende Veränderungen im Bildungssystem (wie Massive Open Online Courses [MOOCs] und andere Onlinekurs-Formate), die jedoch nicht schnell und weitreichend genug geschehen.

Die Berufswelt befindet sich im Wandel, vor allem aufgrund neu entstehender Technologien. Die neue Realität der Gegenwart und der Zukunft bedeutet, dass man erst lernt, dann eine Arbeit bekommt, dann neue Kompetenzen und neues Wissen erlernt, und dann auf einen anderen Beruf umsattelt, der möglicherweise vollkommen anders als der vorherige ist. Die Fähigkeit, sich anzupassen und ein Leben lang zu lernen, wird für den beruflichen Erfolg entscheidend sein.

Note

Soweit sich momentan absehen lässt, haben heutige Fähigkeiten eine geringere Lebensdauer als noch vor einigen Jahrzehnten. Dem Weltwirtschaftsforum zufolge „sind die Zeiten vorbei, in denen man 40 Jahre lang denselben Job und dann eine ordentliche Rente hatte“. Heute verbringt man durchschnittlich 4,2 Jahre in einem Beruf, so Zahlen des US-Arbeitsstatistikamtes. Zudem werden sich bis 2020 35 % der Fähigkeiten, die Beschäftige benötigen – egal in welcher Branche –, verändern (Weforum.org, 2017).

Bald schon wird man sich kontinuierlich weiterbilden und umschulen müssen, um im digitalen Zeitalter Erfolg zu haben.

Immer mehr Fähigkeiten und Kompetenzen werden durch die rasend schnelle Entwicklung neuer Technologien, die entstehen und sich verändern, irrelevant. Zudem nimmt die Halbwertszeit von Fähigkeiten und Kompetenzen immer schneller ab. Dies betrifft nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Unternehmen und Institutionen.

In diesem Kurs möchten wir Ihnen die Informationen an die Hand geben, um zu verstehen, welche Chancen, Herausforderungen und Risiken die drei neu entstehenden Technologien bieten, die wir gewählt haben: Internet der Dinge, Robotik und Automatisierung, und Extended Reality. Mit diesen Informationen werden Sie wissen, wie sie diese Technologien in Ihrem Leben und mit Ihren Mitmenschen zuhause, bei der Arbeit und beim Spielen verwenden können.

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II. Der digitale Wandel