III.

Die Bedeutung von Konnektivität und Zugänglichkeit

Immer mehr Menschen nutzen das Internet und es wurde zunehmend als moderne Informations- und Kommunikationstechnologie akzeptiert, wodurch neue Arten der Vernetzung entstanden.

Nach und nach entwickelte sich eine zweite Generation webbasierter Dienste, die den Schwerpunkt auf Online-Zusammenarbeit, Konnektivität und das Teilen von Inhalten legte. Dies wurde als „Web 2.0“ bekannt.

Web 2.0

Das Konzept des Web 2.0 wurde durch eine Reihe gleichnamiger Konferenzen bekannt, die von Herausgeber Tim O‘Reilly und MediaLive International veranstaltet wurden. Sie begannen 2004 und boten ein Forum zur Diskussion der Wende im Web nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Herbst 2001. O‘Reilly beschreibt das Web 2.0 als „die geschäftliche Revolution in der Computerindustrie durch die Nutzung des Internet als Plattform und einen Versuch, zu verstehen, wie man auf dieser neuen Plattform erfolgreich sein kann“.

Im Gegensatz zu einer Website des Web 1.0, bei der Benutzer Inhalt nur passiv betrachten können, ermöglicht es eine Website des Web 2.0 den Benutzern, als Teil einer virtuellen Gemeinschaft über soziale Netzwerke zu interagieren und zusammenarbeiten sowie selbst Inhalte zu erstellen. Beispiele für das Web 2.0 sind soziale Netzwerke (Facebook, Twitter, LinkedIn), Weblogs oder Blogs (WordPress, Medium, SquareSpace), kollaboratives Schreiben oder Wikis (Wikipedia), Seiten zum Teilen von Fotos (Flickr, Pinterest) und Videos (YouTube), Webanwendungen (Google Apps, Microsoft 365), Plattformen zur gemeinsamen Nutzung von Diensten (Airbnb, Car2Go) und eine steigende Anzahl weiterer Websites.

Sehen wir uns das Web 2.0 genauer an, um zu verstehen, wie es das Internet zu einer lebendigen Plattform gemacht hat.

Note

Es gibt keine allgemeingültige Definition für das Web 2.0, aber drei Konzepte bilden die Grundlage:

  • Rich Internet Applications (RIAs): Webanwendungen, die in Funktion und Aussehen den Desktopanwendungen ähneln, aber nicht auf dem PC des Benutzers installiert werden müssen.

  • Weborientierte Architektur: Eine Softwarearchitektur, die auf die Nutzung auf Websites und Webanwendungen ausgerichtet ist, sodass andere Anwendungen auf die Funktionen zugreifen und diese integrieren können. Dadurch bieten die Anwendungen deutlich mehr Funktionen und Möglichkeiten.

  • Soziales Web: Bezieht sich auf die aktive Rolle des Endbenutzers als Teil einer virtuellen Gemeinschaft bei der Erstellung von Website-Inhalten. Dies funktioniert über soziale Netzwerke wie Facebook oder Instagram, auf denen Nutzer miteinander interagieren, sowie über Kommentarspalten, in denen Nutzer ihre Meinung zu einem bestimmten Thema äußern können.

Ein Computer und Social-Media-Icons
Ein Computer und Social-Media-Icons

Als nächstes beschäftigen wir uns damit, wie neue Ansätze für die Nutzung des Netzwerks zu dem Web, wie wir es heute kennen, geführt haben.

Die Nutzung des Webs als Plattform

Softwareanwendungen, die direkt im Web eingerichtet und genutzt werden, bilden die Nutzererfahrung der Desktopsoftware nach und bieten meist dieselben Funktionen. So können Benutzer diese Anwendungen bequem auf verschiedenen Geräten nutzen.

Beispiel

Google ist ein Beispiel für die Nutzung des Webs als Plattform. Erstens können Googles Dienste auf verschiedenen Geräten, ob PC oder Mobilgerät, verwendet werden. Zweitens ist Google kostenlos und direkt zugänglich, es braucht nur eine Internetverbindung. Googles Suchmaschine und Datenbank arbeiten zusammen, um eine nahtlose Nutzererfahrung zu bieten.

Die Nutzung von Software als Dienst

Software wird direkt im Web angeboten und die Nutzer zahlen – direkt oder indirekt – für die Nutzung dieses Diensts. Dies bietet zahlreiche Vorteile wie Zugänglichkeit, Kompatibilität, einfachere Betriebsführung und geringere Vorlaufkosten als bei traditioneller Software, die man herunterladen und installieren muss.

Beispiel

Salesforce.com ist einer der beliebtesten Anbieter von Software as a Service (SaaS) für Unternehmensanwendungen wie Systeme für das Kundenmanagement (CRM). Das CRM-Tool von Salesforce.com ist komplett cloudbasiert, d. h. online, und kann von Unternehmen ohne IT-Experte betrieben werden, um Kundendaten von einem einzigen Dashboard (Übersicht) aus zu sammeln, speichern, einzusehen, kontrollieren und analysieren.

„Reichhaltige“ Nutzererfahrungen

Die Nutzung des Webs als Plattform ermöglicht eine „reichhaltigere“, d. h. zufriedenstellendere, vielfältigere Nutzererfahrung. Anwendungen werden so gebaut, dass Websurfen und Internetnutzung angenehmer werden.

Beispiel

Google Maps bietet viele Funktionen, um die Nutzererfahrung zu optimieren. Zuerst einmal ist die Bedienungsoberfläche einfach und funktional, der Benutzer kann seinen Standort und die Umgebung sehen, die Karte bewegen und zoomen. Genauso kann man auf der Karte Orte oder Routen suchen, wobei verschiedene Transportmittel miteinbezogen sowie Dauer und Kosten der Routen errechnet werden. Google Maps funktioniert als standortbasierte Suchmaschine, die interessante Orte und Geschäfte in der Nähe des Benutzers anzeigt. Zudem kann der Nutzer die Karte eines bestimmten Gebiets herunterladen, um sie ohne Internetverbindung zu nutzen.

Programmierschnittstellen (APIs)

Das Wort API von Kabeln mit Steckern umgeben, die für Plug-ins stehen
Das Wort API von Kabeln mit Steckern umgeben, die für Plug-ins stehen

Programmierschnittstellen (Application Programming Interfaces, APIs) sind Mittlerprogramme, über die Geräte Daten teilen und Funktionen für andere Geräte und Anwendungen offenlegen können. APIs stellen eine sichere, standardisierte Methode zur Zusammenarbeit zwischen Anwendungen dar, damit diese Informationen oder Funktionen ohne Eingreifen des Nutzers bereitstellen können.

Sie spielen eine Schlüsselrolle bei der Verbesserung existierender Onlinedienste und der Entwicklung neuer Produkte und Geschäftsmodelle. Da Softwareentwickler dank APIs Softwarekomponenten wiederverwenden können, sind sie in der Lage, ohne unnötigen Arbeitsaufwand neue Lösungen zu erstellen. Dies wird möglich, indem sie auf die Dienste und Daten von Drittanbietern zugreifen oder APIs nutzen, um die Dienste und Daten eines Unternehmens in eine Plattform zu verwandeln, an der sich andere beteiligen können.

Beispiel

Auch wenn sie oft unbemerkt bleiben, arbeiten APIs überall hinter den Kulissen, um unser Leben zu erleichtern. Vom Konzertticket, das man online gekauft hat, über den Review eines Bloggers, den man auf Facebook geteilt hat, bis hin zum günstigen Flug, den man auf Expedia gebucht hat, funktioniert alles dank APIs.

Sehen wir uns an, wie große Unternehmen die API von Uber einsetzen, um ihre Nutzererfahrung zu verbessern:

  • TripAdvisor verwendet Ubers API, um den Taxidienst anzufordern. So bietet man eine vollständige Reiseerfahrung in einer einzigen App.

  • Bei StubHub, einem Dienst, der Benutzer über interessante Veranstaltungen in der Stadt informiert, kann man sich daran erinnern lassen, einen Fahrdienst zum Ort der Veranstaltung zu buchen, wenn man ein Ticket hat.

  • Alexa, die von Amazon entwickelte Sprachassistentin, integriert Uber für Fahrdienste. Benutzer können einen Fahrdienst buchen, indem sie einen Sprachbefehl eingeben: „Alexa, sage Uber, ich möchte eine Fahrt bestellen.“

APIs sorgen für Chancengleichheit zwischen Anwendungen, sodass alle Arten von Unternehmen und Privatpersonen sich aktiv einbringen und existierende Dienste verbessern oder neue erschaffen können, indem sie dieselben Werkzeuge nutzen, statt eigene Software entwickeln zu müssen.

Die Architektur des Mitwirkens

Ziel „reichhaltiger“ Nutzererfahrungen ist auch, dass der Endnutzer Rückmeldung geben kann, um die Erfahrung weiter zu verbessern. Das ist ein Grundprinzip des Web 2.0: Ein Dienst wird automatisch immer besser, wenn ihn mehr Menschen nutzen. Man spricht von einer „Architektur des Mitwirkens“ (Architecture of participation), da die Nutzergemeinschaft sich bei Inhaltserstellung, Design und/oder Entwicklung einbringt.

Beispiel

Flickr ist eine Plattform zum Teilen von Fotos, die als Onlinegemeinschaft funktioniert. Auf Flickr können Benutzer die Fotos anderer kommentieren und sie verknüpfen. Entwickler wiederum können Flickr in ihre eigenen Anwendungen integrieren. Eine Programmierschnittstelle (API) ermöglicht den Zugriff auf den Inhalt, sodass Drittanbieter Bilder andernorts zeigen und die Dienste von Flickr in ihren eigenen Anwendungen nutzen können. Blogger nutzen Flickr als Online-Fotospeicher, den sie mit ihrem eigenen Blog verknüpfen können, doch APIs bieten noch mehr Möglichkeiten. Mit APIs können Programmierer Anwendungen entwickeln, die fast alle Funktionen der Website von Flickr erfüllen. Flickr ist so wertvoll wegen seines großen Katalogs an Fotos, aber auch wegen der Metadaten, anhand derer die Benutzer sich in dieser riesigen Kollektion zurechtfinden.

Die Schwarmintelligenz nutzen

Führt man den Gedanken der „Architektur des Mitwirkens“ noch einen Schritt weiter, kommt man zu Plattformen, bei denen die Benutzer im Mittelpunkt stehen, Inhalt erstellen und den Dienst eigenständig verbessern. Diese Plattformen nutzen die sogenannte Schwarmintelligenz.

Beispiel

Wikipedia ist wohl eines der bekanntesten Beispiele für diesen kollaborativen Ansatz, da es im Wesentlichen die Benutzer sind, die Inhalte schreiben und bearbeiten. Statt einer zentralen Instanz, die Themen und Inhalte vorgibt, können bei Wikipedia Menschen auf der ganzen Welt zu unterschiedlichen Zeitpunkten an für sie interessanten Themen zusammenarbeiten und so ein lebendiges Werk erschaffen. Wikipedia kombiniert den kollaborativen Ansatz von Wikis (Websites, auf denen Besucher Inhalt hinzufügen, bearbeiten und entfernen können) mit anderen Funktionen wie Stichwortsuche, Hyperlinks und Autorenschaft (Erstellen und Bearbeiten von Inhalten), um Querverweise zu ermöglichen. Wikipedia hat keine Herausgeber, jeder darf Texte herausgeben. Freiwillige geben Artikel heraus, die sie interessieren, und bearbeiten diese. Der Inhalt ist bei der Erstveröffentlichung nicht immer einwandfrei, doch Konsistenz und Qualität werden umso besser, je mehr Menschen sich einbringen.

Informationsverbreitung im Web

Statt einfach nur zum Web beizutragen, begannen Nutzer, sich aktiv bei der Erstellung und Verbreitung von Informationen im Web zu beteiligen. Ein guter Weg zur schnellen Informationsverbreitung sind Blogs. Ein Weblog oder kurz Blog ist eine regelmäßig aktualisierte Website mit zeitlich geordneten Texten und Artikeln von einem oder mehreren Autoren, wobei der neuste Text ganz oben erscheint. Ein Blog ist spezifisch, der Autor schreibt über Themen von persönlichem oder allgemeinem Interesse. Menschen lesen Blogs, entdecken Interessantes und schreiben darüber in ihrem eigenen Blog, was die Verbreitung von Informationen im Web fördert und das Web zu einer beliebten Informationsquelle neben traditionellen Medien macht.

Neben dem Netzwerk sind auch Infrastruktur und Rechenleistung ausschlaggebend für das Web 2.0, um die gewaltigen Datenmengen zu verwalten, die insbesondere durch Cloud-Computing und Big Data entstehen. In den nächsten beiden Kapitel lernen Sie, warum die Kombination dieser Technologien eine neue Phase in der Webrevolution bedeutet und die Grundlage für die Entwicklung neu entstehender Technologien, das sogenannte Web 3.0, legt.

Part summary

Nach Abschluss von Kapitel 4 sollten Sie in der Lage sein:

  • zu erklären, welche Arten von Netzwerken es gibt und welche Haupteigenschaften sie aufweisen;

  • den Unterschied zwischen dem Internet und dem World Wide Web zu verstehen;

  • die Faktoren zu nennen, die zum Übergang zur zweiten Generation webbasierter Dienste geführt haben.

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5. Die Cloud-Revolution