III.

Wie wird die Cloud genutzt?

Cloud-Computing ist die Grundlage vieler Dienste, die wir im Alltag nutzen, zum Beispiel, wenn Sie eine E-Mail über einen Dienst wie Gmail, Yahoo oder Hotmail senden. Vielleicht verwenden Sie auch Google Drive oder Microsoft 365, um Dokumente online statt auf Ihrem Computer zu schreiben und zu speichern, damit sie sicher sind, falls der Computer kaputt oder verloren geht. Oder Ihre Fotos: Egal welches Smartphone Sie haben, werden Ihre Fotos wahrscheinlich automatisch in der Cloud gesichert. Als Android-User haben Sie unbegrenzten Speicherplatz für Fotos auf Google Photos. Als iPhone-User speichern Sie Ihre Fotos, Notizen und Dokumente wahrscheinlich in iCloud. Eine weitere Option ist Dropbox. Greifen Sie von verschiedenen Geräten auf Ihre E-Mails zu? Dann sind Ihre E-Mails in der Cloud gespeichert. Wenn Sie auf Netflix, Amazon Prime Video oder Disney+ Serien schauen, ist das dank Cloud-Computing möglich.

Benutzer generieren und konsumieren täglich Daten verschiedener Art in bestimmten Bereichen:

  • Bildmaterial aus medizinischer Bildgebung und Überwachungskameras

  • Unterhaltungsmedien wie digitales Fernsehen und Radio, Videostreaming und Online-Videospiele

  • Produktivitätsdaten von PCs, Servern, Supercomputern, Metadaten und eingebetteten Systemen

  • Daten von Sprachanwendungen wie Mobiltelefonen und IP-Telefonie (VoIP)

Cloud-Computing breitet sich schnell aus, da immer mehr virtuelle Dienste darauf setzen, um zu wachsen, innovativ zu sein, mehr Benutzer zu erreichen und ihr Angebot zu verbessern. Diese Technologiewelle wird von Cloud-Dienstanbietern angetrieben, die Infrastruktur, Plattform und Software bereitstellen. Zu den wichtigsten Cloud-Anbietern gehören AWS, Alibaba Cloud, Google, IBM und Microsoft Azure. So ist beispielsweise Netflix Kunde bei Amazon, dem Weltmarktführer für Clouddienste.

Cloud-Computing wird zum Standardmodell für zahlreiche Apps: Softwareentwickler bieten heute ihre Anwendungen „als Dienst“ (mit einem Abo-Modell) über das Internet an, statt wie bisher Software zu verkaufen, damit diese auf einem lokalen Gerät installiert wird.

Clouddienste machen es möglich, Kontakte zu knüpfen, Rechnungen zu bezahlen, vom Sofa aus Lebensmittel einzukaufen und Yoga zu machen, ohne das Haus zu verlassen. Man kann sogar Bäume pflanzen, während man im Internet surft, oder in ein Geschäft gehen und etwas kaufen, ohne die Kreditkarte zücken zu müssen.

Mehrere Personen in einem Videogespräch
Mehrere Personen in einem Videogespräch

Übliche cloudbasierte Apps für die Telearbeit

Bei der Verwendung zuhause verschwimmen die Grenzen zwischen lokalem Computing und Cloud-Computing. Fast alles, was man heute auf dem Computer macht, hat mit der Cloud zu tun. Microsoft Office beispielsweise bietet Cloud-Speicherplatz in Microsoft OneDrive. Microsofts webbasierte Apps (Office for the Web) sind Versionen von Word, Excel, PowerPoint und OneNote, die nur online funktionieren und die man im Webbrowser nutzen kann, ohne etwas installieren zu müssen.

Weitere Beispiele für typische Cloud-Dienste:

  • Google G Suite Produktivitäts-Apps: Ein reiner Cloud-Computing-Dienst. Alles wird online gespeichert und zwischen mehreren Geräten synchronisiert. Dazu gehören die Produktivitäts-Apps in der Cloud: Google Docs, Sheets und Slides. Google Drive ist auf Tablets und Smartphones verfügbar und bietet verschiedene Apps für Docs und Sheets. Tatsächlichen funktionieren die meisten Google-Dienste mit Cloud-Computing: Gmail, Google Calendar, Google Maps usw. Ein weiteres Produkt, Google Classroom, verknüpft Googles Cloud-Apps (wie Calendar oder Docs) an einer zentralen Stelle, sodass es einfacher ist, Aufgaben zu erledigen und zu planen, Nachrichten zu senden und Aufzeichnungen hochzuladen.

  • Apple iCloud: Apples Cloud-Dienst wird hauptsächlich zum Speichern, Sichern und Synchronisieren von E-Mails, Kontakten, Kalender usw. verwendet. Alle Daten sind auf mehreren Geräten verfügbar und synchronisiert, z. B. iPhone, iPad, Mac und auch Windows-Geräten (über einen Webbrowser). Auch Apple bietet in der iCloud webbasierte Versionen der Programme zur Erstellung von Dokumenten (Pages), Tabellen (Numbers) und Präsentationen (Keynote). In der iCloud können iPhone-Nutzer zudem die Funktion Find My iPhone nutzen, falls sie ihr Telefon verloren haben.

  • Dropbox: Ein einfacher und zuverlässiger Speicherdienst, der gegen Zahlung zusätzliche Funktionen bietet. Alternativen sind Box, Drive und SugarSync.

  • Slack: Auch Slack gilt als Cloud-Computing, da Gruppen von Menschen verbunden werden, die über verschiedene Geräte in Echtzeit kommunizieren. Alternative Dienste sind Microsoft Teams und Workplace von Facebook.

  • Zoom: Zoom ist eine der beliebtesten Apps für Gruppenanrufe. Manche Funktionen erfordern die Installation auf einem Gerät. Zu den Alternativen gehören Google Meet, Whereby, Cisco Webex Meetings und GoToMeeting.

  • Coursera: Coursera bietet verschiedene Onlinekurse etablierter Universitäten und Fachleute auf einer Cloud-Plattform an. Es gibt Kurse zu spezifischen Fähigkeiten und man kann sogar einen Universitätsabschluss erlangen.

  • Evernote: Mit Evernote kann man auf dem Smartphone, Tablet oder Computer Notizen machen und in der Cloud speichern. Die Notizen werden automatisch zwischen allen Geräten synchronisiert. Man kann auch Audio-, Bild- und PDF-Dateien sowie Hyperlinks speichern und verschiedene Notizbücher und Etiketten (Tags) erstellen.

  • Trello: Hier kann man seine Projekte in Studium, Arbeit und Privatleben mit der Kanban-Methode verwalten. Trello ist eine Software für visuelles Projektmanagement. Alternativen sind Asana und Basecamp.

  • Toggl: Mit Toggl kann man messen, wie viel Zeit man für eine Aufgabe verbraucht, um ein besseres Zeitmanagement zu erreichen. Die App lässt sich auf Smartphones, Tablets und Desktop-PCs nutzen.

Der Vorteil der Datensynchronisierung

Synchronisierung ist einer der großen Vorteile von Cloud-Computing, selbst wenn man eine Datei lokal öffnet.

Durch die Synchronisierung über die Cloud werden Dateien automatisch auf die neuste Version aktualisiert – bei einem Word-Dokument sind also alle neuen Änderungen an einem Ort verfügbar und für mehrere Benutzer einsehbar, statt dass es mehrere Versionen des Dokuments auf lokalen Computern gibt.

Note

Datensynchronisierung wurde zu einem der wichtigsten Werkzeuge in der Datenverwaltung. Wenn Sie zum Beispiel in Google Drive oder Dropbox einen Ordner einrichten, um mit Freunden Reisepläne zu schmieden, sind die Dateien darin über eine Bedienoberfläche im Web für diese Benutzer verfügbar, egal welches Gerät sie nutzen. Wenn einer Ihrer Freunde eine Datei aktualisiert, werden die Änderungen automatisch auf den Geräten aller Ihrer Freunde synchronisiert.

Die Beliebtheit von Cloud-Diensten mit dieser Funktion hat zugenommen, da viele Angestellten heutzutage im Homeoffice oder auf Reisen arbeiten und dennoch Zugriff auf bestimmte Dateien benötigen. Damit dies möglich ist, nutzen Anwendungen die Datensynchronisierung in der Cloud.

Einige Dienste bieten auch die Option der Datensicherung, sodass man bei Verlust oder Beschädigung der Originaldatei eine Kopie davon im cloudbasierten Ordner hat. Bei Google Docs gibt es diese Option beispielsweise.

Nachteile der Cloud

Dank Cloud-Computing kann man Anwendungen und Dokumente von überall in der Welt und von jedem Gerät aus nutzen, was uns von den Grenzen eines Desktop-PCs befreit und Zusammenarbeit in Echtzeit fördert. Die Cloud hat viele Vorteile, doch in diesem Abschnitt geht es darum, welchen Preis wir für all die Bequemlichkeiten zahlen.

  • Wenn Angestellte Dateien auf jedem Gerät synchronisieren können, werden möglicherweise interne Informationen kopiert und auf einem oder gar mehreren persönlichen Geräten gespeichert. Dies kann zu Datenverlusten und Datenpannen führen, wenn z. B. ein Angestellter sein Smartphone in einem Geschäft reparieren lässt oder das Unternehmen im Streit verlässt und danach Rache sucht. Um dies zu verhindern, gibt es in vielen Unternehmen Regeln für die Speicherung von internen Daten auf persönlichen Geräten.

  • Ein weiterer Punkt ist, dass der globale Markt für Public-Cloud-Infrastruktur von vier nichteuropäischen Großkonzernen beherrscht wird. Dies wirft Zweifel auf, inwiefern die Cloud-Nutzer tatsächlich die Kontrolle über strategische, sensible Daten persönlicher und beruflicher Natur haben. Anlass zur Sorge sind auch dubiose Geschäftspraktiken wie das Fehlen der Interoperabilität oder Migration zwischen Cloud-Anbietern, wodurch man an einen Provider gebunden ist.

  • Die Verwendung der Cloud erfordert eine ständige, schnelle Internetverbindung. Ohne stabile Internetverbindung hat man keine Zugriff auf all die Dokumente, Musik, Podcasts, Fotos, Navigationsapps usw. Webbasierte Apps benötigen viel Bandbreite für Downloads. Mit langsamem Internet kann man weder Spotify hören noch Netflix oder YouTube sehen, da deren Inhalte sich in der Cloud befinden.

  • Latenz (Verzögerung): Selbst mit einer akzeptablen Internetverbindung laufen manche Apps langsamer, wenn man weit vom prioritären Standort des Diensts entfernt ist.

  • Sicherheit: Alle Daten sind in der Cloud gespeichert. Doch wie sicher ist die Cloud? Anbieter für Cloud-Dienste behaupten, die Daten seien sicher, doch immer wieder hört man von großen Datenpannen, sogenannten Leaks. Daher sollte man einen Anbieter mit dem höchstmöglichen Standard für Datenschutz und Datenübertragbarkeit wählen.

  • Datenverlust: An sich speichert man Daten in der Cloud, um sie zu sichern, und die Daten werden automatisch auf mehreren Geräten repliziert. Sollte es jedoch zu einem Datenverlust kommen und man hat keine physische Sicherung (Backup), sind die Daten verloren. Zum Schutz davor empfiehlt es sich, die Daten zusätzlich auf einer externen Festplatte zu sichern.

  • Zusätzliche Kosten: Cloud-Computing wird zum Standardmodell für Apps. Die meisten Apps werden „als Dienst“ mit einem Abonnement angeboten. Ein Nachteil kann sein, dass man als Benutzer im Monat oder im Jahr für eine beträchtliche Anzahl an Abos zahlen muss. Kosten können auch durch die Migration in die Cloud entstehen (Transfer und ggf. Verarbeitung der Daten zur Onlinespeicherung). Man sollte auch an eine Exit-Strategie denken, für den Fall, dass die Cloud keine gute Lösung mehr darstellt.

Die Cloud besser und intelligenter nutzen

Die Cloud ist ein großer Teil unseres Lebens und synchronisiert unsere Aktivitäten auf verschiedenen Geräten. Das bedeutet, dass wir der Cloud unsere Fotos, Videos, Musik, Dokumente, Passwörter und vieles mehr anvertrauen. Dessen sollte man sich bewusst sein und dementsprechend vorsichtig vorgehen. Sehen wir uns dazu einige Szenarien und Tipps an.

Zwei unterschiedlich lange Schlüssel
Zwei unterschiedlich lange Schlüssel

1) Verwenden Sie starke Passwörter und Zwei-Faktor-Authentifizierung

Der wichtigste Tipp ist, starke Passwörter und Zwei-Faktor-Authentifizierung zu verwenden. Folgende Sicherheitsstandards sollten für Ihre Cloud-Konten gelten:

  • Wählen Sie lange (15 Zeichen), einzigartige Passwörter.

  • Nutzen Sie einen Passwortmanager.

  • Halten Sie Ihre Passwörter geheim und seien Sie vorsichtig, wenn man Sie auffordert, diese mitzuteilen (z. B. ein unerwarteter Anruf Ihrer Bank oder eine E-Mail eines Dienstanbieters, in der steht, Ihr Konto sei deaktiviert worden und Sie müssten sich erneut anmelden).

  • Aktivieren Sie die Zwei-Faktor-Authentifizierung, falls verfügbar. Zwei-Faktor-Authentifizierung bedeutet: Selbst wenn Kriminelle Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort herausgefunden haben, kommen sie nicht an Ihre Cloud-Daten, da hierzu ein weiterer Schritt wie z. B. ein Code vom Smartphone erforderlich ist.

Die meisten Webbrowser verfügen zumindest über einen einfachen Passwortgenerator und Passwortmanager – hier werden Ihre Passwörter hinterlegt, wenn Sie in Google Chrome oder Mozilla Firefox angeben, dass Sie Ihr Passwort speichern möchten.

Das ist besser, als dasselbe Passwort überall wiederzuverwenden, doch die Passwortmanager von Browsern haben beschränkte Funktionen. Beliebte spezielle Passwortmanager sind 1Password (zahlungspflichtig) und Bitwarden (kostenlos).

2) Überprüfen Sie, wer Zugriff auf Ihre Dateien hat

Cloud-Speicherdienste sind großartig, um Dateien zu teilen und mit anderen zusammenzuarbeiten, seien es Familienmitglieder oder Arbeitskollegen, doch sie bergen auch die Gefahr eines unberechtigten Zugriffs. Seien Sie vorsichtig, mit wem Sie Ihre Dateien und Ordner teilen und nutzen Sie beim Teilen wenn möglich zusätzliche Passwörter und Links mit Ablaufdatum.

Prüfen Sie zudem alle Programme, die in Ihrem Konto aktiviert sind.

3) Entfernen Sie gelöschte Dateien

Die meisten Cloud-Speicherdienste bewahren gelöschte Dateien noch tage- oder wochenlang auf, um sie im Notfall wiederherstellen zu können. Bei sensiblen Daten sollten Sie sicherstellen, dass sie komplett gelöscht werden und nicht wiederhergestellt werden können. Google hat kürzlich seine Regeln hierfür geändert. Dateien im Papierkorb werden nun automatisch nach 30 Tagen entfernt. Bisher wurden sie nur gelöscht, wenn man sie im Papierkorb manuell entfernte – da diese Option nicht leicht zu finden war, blieben oft Dateien gespeichert, von denen man dachte, sie seien gelöscht. Bei der iCloud muss man im Web auf „Kürzlich gelöscht“ klicken, um gelöschte Dateien zu sehen und dauerhaft zu entfernen. Unerwünschte Fotos beispielsweise könnten noch im virtuellen Papierkorb und somit zugänglich sein. Überprüfen Sie auch Ihr berufliches E-Mail-Konto.

Part summary

Nach Abschluss von Kapitel 5 sollten Sie in der Lage sein:

  • zu erklären, was die Cloud ist und welche Arten von Clouds es gibt;

  • zu verstehen, wie die Cloud funktioniert und wofür sie im Alltag verwendet wird, welche Vor- und Nachteile sie hat und wie man sie besser und intelligenter nutzen kann;

  • zu erläutern, wofür Unternehmen Cloud-Dienste einsetzen und welche Fähigkeiten es braucht, um mit der Cloud zu arbeiten.

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6. Big Data und mehr